"Die phänomenale Schatzkiste"
Unser Beitrag zum Ideenfang auf der IdeenExpo 2015
von Thomas Biedermann
Das
Problem:
Im Physikunterricht, aber auch durch Alltagserfahrungen begegnen wir unterschiedlichsten physikalischen Phänomenen. Der Physikunterricht hat die Aufgabe, die vielen möglichen Beobachtungen zu systematisieren und die entsprechenden Gesetzmäßigkeiten zu vermitteln. In der Regel werden dabei die einzelnen Themengebiete nacheinander abgearbeitet, und nur selten gelingt es, Querbeziehungen zwischen den einzelnen Schwerpunkten herzustellen.
Die Idee:
Viele Vorgänge in unserer Alltagsumwelt werden durch physikalische Phänomene und entsprechende Gesetze geprägt, doch nicht immer kann man vorhersagen, was passieren wird, wenn die Rahmenbedingungen nicht eindeutig sind. So kann z.B. ein Lichtstrahl gestreut, reflektiert, gebündelt oder abgeschwächt werden, wenn man Gegenstände mit den entsprechenden Eigenschaften in den Lichtweg stellt, ein Metallkörper kann magnetisch sein, Licht reflektieren oder den elektrischen Strom leiten.
Die Lösung:
In der „phänomenalen Schatzkiste“ werden verschiedene physikalische Vorgänge verwendet, um mit einem spielerischen Zugang die eigenen Kenntnisse über mögliche Eigenschaften von Gegenständen anzuwenden und auf diese Weise ein Kombinationsschloss zu knacken. Dabei sind die einzelnen „Schlüssellöcher“ so gestaltet, dass man nur einige Hinweise zu möglichen Prozessen erhält und deswegen darauf angewiesen ist, mehrere Möglichkeiten auszuprobieren.
Damit die Aufgabe nicht zu schwer wird, kann man sich vorher die einzelnen Experimente, die in den Schlüssellöchern verwendet werden, ansehen und ausprobieren. Außerdem kann die Zahl der richtig zu bedienenden Schlüssellöcher variiert werden, um die Anzahl der möglichen Kombinationen zu reduzieren.
Einen ganzen Nachmittag und einen guten Teil des
Abends hat es gedauert, bis alle Exponate für
die Besucher vorbereitet waren. Hier sieht man unser
Modellradioteleskop mit dem zugehörigen Messsystem.
Optische Phänomene:
Mit einer LED und einem Fototransistor kann man
bereits verschiedene Arten von Schlössern
herstellen. Sie beruhen darauf, dass man nur ein
Öffnen-Signal erhält, wenn das auf den
Fototransistor auftreffende Licht eine bestimmte
Helligkeit hat. Das kann durch eine Linse, ein
Farbfilter, einen Spiegel oder ein Prisma erfolgen. Mehr
darüber erfahren...
Beispiel Optik: Auslösen des Schlosses durch
Einfügen einer Sammellinse
Mechanische und akustische Phänomene:
Ob als Balken- oder Federwaage, einfache mechanische
Konstruktionen lassen sich vielfältig kombinieren.
Durch Einsatz einer einfachen Gabellichtschranke
kann der Gleichgewichtszustand signalisiert werden.
Ein dünnes Federstahlblatt reduziert die
Empfindlichkeit der Waage. Aber auch durch
Luftströmungen lassen sich interessante Effekte
bewirken, um das Schloss zu öffnen.
Mit einem einfachen Mikrofon lassen sich weitere
Schlösser konstruieren. Im einfachsten Fall wird
das Schloss ab einer bestimmten Lautstärke
ausgelöst, indem man hineinspricht. Man kann aber
auch eine kleine Schallquelle (z.B. einen
Piezo-Summer) verwenden und mit einem Schlauch den
Schall zum Mikrofon leiten - ähnlich funktioniert
auch das alt bekannte Dosentelefon. Mehr
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Beispiel Mechanik: Balkenwaage mit Wiegeteller auf
der einen und einem verschiebbaren Gewicht auf der
anderen Seite
Magnetische Phänomene: Magnete lassen sich vielseitig einsetzen. Das
Besondere daran ist, dass sie ihre Wirkung auch
durch die meisten Materialien hindurch entfalten,
was sie für ein Schloss besonders spannend macht.
So kann man die Betätigung eines Reed-Kontaktes wie
bei Alarmanlagen oder die abstandsabhängige
Abstoßungskraft gleichnamiger Magnetpole wie bei
Münzprüfern als Schloss anwenden. Aber auch
magnetische Wechselfelder lassen sich einsetzen, wie
sie z.B. bei den Ladestationen für elektrische
Zahnbürsten verwendet werden. Dabei kann man die
unterschiedlichen magnetischen Eigenschaften
verschiedener Metalle oder sogar Stahllegierungen
demonstrieren. Mehr
darüber erfahren...
Beispiel Magnetismus: Die Lichtschranke wird nur
aktiviert, wenn die Wagge mit der
"richtigen" Masse belastet wird
Elektrische Phänomene:
Bereits sehr einfache Transistor-Schaltungen
erlauben den Einsatz elektrischer Phänomene. Bei
der Schatzkiste wurden dabei die Metallkanten an den
Ecken der Holzkiste als Kontaktflächen verwendet.
Die geringe Spannung von 12 V und ein Vorwiderstand
von 100 kOhm begrenzen den dabei fließenden Strom
deutlich unter die Fühlbarkeitsschwelle.
Doch auch mit Peltierelementen lassen sich leicht
auswertbare Spannungen erzeugen, indem man die
Oberfläche mit den Fingern berührt. Mehr
darüber erfahren...
Beispiel Elektrizität: Berührt man die beiden
Kontaktflächen, fließt ein geringer Strom durch
den Körper, der das Schloss öffnet
Die "phänomenale Schatzkiste" im
Einsatz auf der IdeenExpo. Hinter den Öffnungen
verbergen sich díverse Versuchsanordnungen
Die Schatzkiste im Einsatz:
Der Deckel der Schatzkiste öffnete sich erst dann,
wenn alle Schlösser "richtig" bedient
wurden. Den Besuchern wurden dafür zahlreiche -
geeignete und ungeeignete - Probekörper zur
Verfügung gestellt. Um den Schwierigkeitsgrad an
das Besucheralter anpassen zu können, konnten die
Schlösser an einer Steuerbox jeweils einzeln
aktiviert oder deaktiviert werden. Ein eingebauter
Getriebemotor öffnete dann den Deckel und gab den
Blick auf den (in Form von Schoko-Goldtalern
essbaren) Schatz frei. Eine vom Computer aus
eingespielte "Soundengine" untermalte die
Schatzkiste mit Musik und gab ein entsprechendes
Knarzen von sich, wenn das Schloss geknackt wurde.
Viewle Fachlehrkräfte wünschten sich diese Kiste
für ihren Unterricht, weil man daran spielerisch
bereits gelernte Fachinhalte auffrischen und ggf.
auch vertiefen kann.
Gruppenfoto
des Ideenfang-Teams unserer Schule - entstanden
während eines der zahlreichn VIP-Besuche, die
sich für unseren Stand angesagt hatten